Wald muss Ländersache bleiben, fordern die Waldbesitzer

50jähriges Jubiläum der Forstkammer in Stuttgart

Stuttgart, 21.03.2024 – Waldpolitik soll nicht zentral von der Bundesregierung in Berlin gesteuert werden, sondern Ländersache bleiben, weil der Wald quer durch Deutschland regional sehr unterschiedlich ist. Mit diesem Appell wandte sich heute Forstkammer-Präsident Roland Burger (Bürgermeister in Buchen im Neckar-Odenwald-Kreis) bei der Mitgliederversammlung in Stuttgart an Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Burger: „Sorgen Sie dafür, dass der Wald Chefsache bleibt.“ Kretschmann sprach anlässlich des 50jährigen Jubiläums der Forstkammer, die die Interessen der 240.000 privaten und 1.000 kommunalen Waldbesitzer in Baden-Württemberg vertritt.

In seiner Ansprache zum 50jährigen Jubiläum der Forstkammer ging Burger auf die Herausforderungen der letzten Jahrzehnte wie Waldsterben, Sturmschäden und Klimawandel ein. Mit 38 Prozent Waldanteil an der Landesfläche zählt Baden-Württemberg zu den waldreichsten Bundesländern. Die Bäume in Baden-Württemberg binden jährlich rund 13 Millionen Tonnen CO2 und sind damit äußerst wichtig für ein gesundes Klima und außerdem zuverlässiger Lieferant für Bau- und Brennholz. Burger: „Der Rohstoff Holz wird gebraucht. Er steht für modernes, klimafreundliches Bauen und Wohnen. Und in Zukunft werden wir noch andere Materialien und Einsatzmöglichkeiten für Holz sehen. Das Land Baden-Württemberg ist durch die Holzbauoffensive und das Technikum Laubholz bundesweit Spitzenreiter.“ Dafür bedankte sich Burger bei Ministerpräsident Kretschmann.

„Der Wald ist eine wahre Wunderkammer der Natur und ihn zu bewahren, ist eine Jahrhundertaufgabe. Die zentrale Frage ist, wie wir den Wald so nutzen können, dass Ökonomie und Ökologie zusammengehen“, sagte der Ministerpräsident. „Die Wälder in Baden-Württemberg haben da sicherlich Vorbildcharakter und ich danke der Forstkammer für ihren Beitrag dazu. Es gilt, die Waldpolitik so zu gestalten, dass wir den Wald auch im Klimawandel erhalten und nutzen können. Schließlich bauen wir wesentliche Strategien des Landes auf den Rohstoff Holz auf, wie die Holzbau-Offensive oder die Landesstrategie zur Bioökonomie“, so Kretschmann.

Burger appellierte an Kretschmann, sich gegen das Bundeswaldgesetz auszusprechen: „Die diskutierten Regelungen führen in die Sackgasse. Weil es nicht zielgerichtet Regelungen anpasst, sondern pauschal alles über den Haufen wirft und das Heil in einer verklärten Vergangenheit sucht, die es nicht mehr geben kann. Nicht die alten Bäume sind die Hoffnungsträger im Klimawandel, sondern die jungen.“ Vitale und leistungsfähige Wälder entstünden nur mit gezielter Anpassung und nicht indem man die Hände in den Schoß lege und hoffe, dass von selbst alles gut werde.

Der Präsident des Bundesverbandes der Waldeigentümer (AGDW) Andreas Bitter, wies vor den Waldbauern in Stuttgart auf ein Rechtsgutachten hin, dem zufolge es verfassungsrechtliche Bedenken an den aktuell in der Diskussion befindlichen Regelungen gebe, weil sie das im Grundgesetz garantierte Eigentumsrecht aushöhlen. Bitter: „Durch eine massive Einschränkung der Bewirtschaftungsfreiheit werden wir den Wald nicht retten.“ Der Ansatz der EU, die weltweite Entwaldung zu stoppen sei richtig, doch die finde ja nicht in Baden-Württemberg und Deutschland statt. Deshalb sei der Ansatz falsch, den Waldbesitzern in der Bundesrepublik einen zusätzlichen bürokratischen Aufwand zuzumuten mit der Erfassung von GPS-Koordinaten, detaillierter Holzmenge und Vergabe einer EU-Referenznummer für jeden Holzeinschlag.